Das technetoistische Universum kann unabhängig von allen Eigenschaften des realen Universums geschaffen werden. Dennoch ist die Tendenz, dass ein technetoistisches Universum Merkmale des realen übernimmt, in Werken, die gedanklich dem Technetoismus nahestehend, häufig zu beobachten, zumindest aber sehr gut vorstellbar. Diese Abhandlung soll sich damit auseinandersetzen, welche Eigenschaften eines Universums im Technetoismus frei wählbar sind, und in welchem Umfang absichtliche Autonomie gegenüber dem realen Universum sinnvoll begründet werden kann. Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass einige Naturgesetze und insbesondere die Prinzipien der Ökonomie unveränderlich sein dürften, und daher in einem Universum, wo diese nicht gelten, jegliche logische Richtigkeit fehlen würde. Begriffserklärung: Mit Architektur ist hier jegliche Tätigkeit, welche Strukturen basierend auf ihrer Eigenschaften und Vorteile konstruiert, gemeint, insbesondere nicht nur die Architektur von Gebäuden. Beispielsweise wird (außerhalb des Technetoismus) auch von der sogenannten Prozessor-Architektur gesprochen; dieser Begriff beschreibt den Aufbau eines digitalen Prozessors. Hier soll der Begriff Architektur alle für ein Universum geltende Prinzipien beschreiben, angefangen in der Astronomie über die Struktur von Himmelskörpern und der politischen Karte von Planeten zur Auseinandersetzung mit abstrakten, nicht geometrischen Architekturen wie denen des politischen Systems oder von eventuell herrschenden bzw. in der Vorstellung vorhandenen Ständeordnungen. Die Erwähnung oder Auslassung eines architektonischen Parameters soll nicht implizieren, dass dieser notwendiger Weise in einem technetoistischen Universum enthalten sein sollte bzw. dort nicht angebracht ist – vielmehr geht es darum, die Vielfältigkeit von Parametern aufzuzeigen, und zu verdeutlichen, dass einige Eigenschaften, die oft unkritisch vom realen Universum übernommen werden, einer starken möglichen Autonomie unterliegen, und daher die Orientierung daran zwar nicht falsch ist, aber stets inhaltlich begründbar sein sollte, und nicht alleine mit der Gewohnheit dieser Selbstverständlichkeiten gerechtfertigt werden sollte.
Es gibt eine Sonne und einen Mond, und das Geschehen findet auf einem Planeten statt – dies ist für eine Vielzahl von Universen eine Selbstverständlichkeit, und wird hiervon abgewichen, ist diese Abweichung zumeist ein dominierender Inhalt (wie im Sciencefiction, falls Raumfahrt ein zentrales Thema ist, der Fall). Außerdem ist es häufig außerhalb des Sciencefiction für ein Universum von relativ geringer Bedeutung, welche astronomische Anordnung vorliegt, denn bis in die Gegenwart ist das menschliche Dasein fest an die Erde gebunden.
Aber auch, wenn vieles dafür spricht, ein Universum auf einen einzelnen Planeten zu verlegen, bleiben andere Fragen offen, etwa, wie es sich mit den Jahreszeiten verhält, und, ob es überhaupt einen Mond gibt (oder mehrere, viele, Ringe wie bei den Gasplaneten etc.). Grundsätzlich sei zu beachten, dass der Begriff „Universum“ zwar nicht astronomisch verstanden werden sollte, und die Architektur des Sonnensystems (der Sternensysteme) zwar nur dann von großer Bedeutung ist, wenn dies auch oft thematisiert wird, dennoch eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob das, was aus dem realen Universum (bzw. dem Sternensystem der Erde) als astronomische Tatsache gewohnt ist, eine unveränderliche Wahrheit sein muss.
Geht man davon aus, dass ein Universum in einem Verlauf von Evolution entstanden ist, ähnlich wie sie erdgeschichtlich stattfand, gibt es einige logische Notwendigkeiten, die nur außer Kraft gesetzt werden sollten, wenn es genau begründet werden kann.
So gilt beispielsweise zu beachten, dass gemäß der Theorie des Kontinentaldrift die Erdteile aus einem großen entstanden sind, und es in der Regel ein Beitrag zur Konsistenz des Universums ist, wenn diese Theorie auch auf das technetoistische Universum anwendbar ist, zumal dies für die Planung des eigentlichen Inhalts normalerweise keine Beschränkung ist. Dazu sei auch angemerkt, dass Erdteile, die weit von den anderen entfernt sind, tendenziell eher isoliert sind, ebenso ist es – um das Universum deutlich von einem einzelnen Werk abzugrenzen – empfehlenswert, auch beispielsweise Inseln zu definieren, die keine wirkliche Bedeutung haben, möglicherweise auch noch reserviert sind, also erst für eine spätere Zuweisung bestimmt sind. Unabhängig davon muss ein Universum nicht durch eine Weltkarte definiert sein. Während die Definition von Orten zwar elementarer Bestandteil von Universen ist, kann dies ebenso ein realer Ort sein, als auch nur eine einzelne fiktive Stadt, ohne weitere Äußerungen über die räumliche Beschaffenheit jenseits dieser Grenzen. Alles, was nicht im Voraus definiert wird, ermöglicht freilich die freie Bestimmung hierüber im Nachhinein. Auch die klimatische und geologische Unterteilung ist von Bedeutung, etwa, wo sich Gebirge befinden, wie Flüsse verlaufen, und die entsprechende Auswirkung auf die Bevölkerung und Wirtschaft. Beispielsweise sind historische Städte in Europa häufig in der Nähe von Flüsse entstanden, da dies ein enormer Vorteil für die Wirtschaft, auch den Handel war.
Bei einer politischen Karte ist vor allem die Darstellung als Graph, also die Angabe, welche Länder an welchen Ländern grenzen, wo sich Binnenstaaten befinden etc. von Bedeutung, dagegen weniger die exakte geometrische Struktur von Ländern, wohl aber Kennwerte wie Bevölkerungszahlen und Wirtschaftsdaten. Es ist beispielsweise für das Universum und auch Werke, die dieses implementieren, von Bedeutung, ob ein Land durchquert werden muss, um von einem in das andere zu gelangen – oder ob diese aneinander grenzen.
Unter abstrakter Architektur wird hier die Konstruktion von Systemen verstanden, welche nicht gegenständlich (überhaupt nicht geometrisch oder graphentheoretisch) existieren, sondern durch gesellschaftliche, gesetzliche oder anderweitig organisatorisch begründete Systeme definiert sind. Formal ausgedrückt ist es ein System, das nicht geometrisch sondern nur mittels der Graphentheorie oder anderen nicht-geometrischen Methoden der Beschreibung notiert wird. Ein typisches Beispiel ist hierfür die Ordnung eines Staates oder eventuell existierende Ständeordnungen. Diese sind ein Merkmal, welche eine Aussage über die Machtverhältnisse oder gesellschaftlichen Auffassungen treffen, und daher auch für den unmittelbaren Inhalt von großer Relevanz sein können. Ein anderes Beispiel für abstrakte Architektur sind familiäre Strukturen, zumal diese je nach gesellschaftlicher Ausrichtung von großer Bedeutung für weitere inhaltliche Entwicklungen sein können. Auch die Sprache lässt sich dem zuornen. Selbst wenn literarische Implementierungen des Universums nicht wirklich eine derartige Sprache verwenden, kann es relevant sein, über welche Zeitformen die Sprache verfügt, und dies auch viel über die vorhandene Kultur aussagen. Will man dem Rezipienten der Literatur ersparen, sich mit einer Plansprache auseinander zu setzen, ist es denkbar, durch Formatierungen, Anmerkungen oder andere Textgestaltungen auf die in der tatsächlich verwendeten Sprache nicht darstellbare Konstrukte (Beispiele für die englische Sprache: [1], [2]) aufmerksam zu machen. Außerdem kann die Nummerierung, also wie die Rufnummern für die Sprachtelefonie organisiert sind, und welche Arten (Festnetz, Mobilfunk, Sonderrufnummern) vorhanden sind, Informationen etwa darüber geben, ob R-Gespräche etabliert und ferner sozial akzeptiert sind.
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